Hier erfahren Sie mehr über die Intention und die Geschichte der Silser Studienwoche.
Intention zur Silser Studienwoche
Seit Sommer 2007 findet in Sils-Baselgia (Schweiz) eine deutschsprachige Studienwoche über Kinder- und Jugendlichenanalyse statt. Als überregionaler deutschsprachiger Curriculumsteil für Kinder- und Jugendlichenanalyse bietet die Silser Woche mit Vorträgen, Diskussionen und Supervisionen einen fachspezifischen wissenschaftlichen Diskurs über die theoretischen Grundlagen, Methoden und spezifischen Anwendungen der durch Sigmund Freud begründeten Psychoanalyse und ihren Weiterentwicklungen mit Zentrierung auf die hochfrequente psychoanalytische Behandlung von Kindern und Jugendlichen.
Referenten, Dozenten und Supervisoren der Silser Studienwoche sind von der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung (IPA) anerkannte Kinderanalytikerinnen und Kinderanalytiker. Das Angebot richtet sich vorrangig an Mitglieder und Ausbildungskandidaten der Zweiggesellschaften der IPA, die eine Weiterbildung zum Kinderanalytiker anstreben, sowie an interessierte Mitglieder.
Soweit Plätze vorhanden, auch an Mitglieder des Netzwerkes EFPP Deutsche Schweiz, an Mitglieder und Kandidaten der Vereinigung Analytischer Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten e.V. (VAKJP für Deutschland), sowie an psychoanalytisch tätige Kinder- und Jugendpsychiaterinnen und -psychologinnen (für die Schweiz und für Österreich), jeweils mit Empfehlung von mindestens einem Mitglied der Schweizerischen Psychoanalytischen Gesellschaft (SGPsa), der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung (WPV) oder der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung (DPV). Die Teilnahme wird von IPA-anerkannten Lehranalytikerinnen und -Lehranalytikern als Fortbildung zertifiziert. Fortbildungspunkte zur Anerkennung durch die Landesärztekammern bzw. Psychotherapeutenkammern (für Deutschland und für Österreich) werden bescheinigt.
Die Teilnehmer diskutieren in regional gemischten, für die aktuelle Studienwoche festen Supervisionsgruppen eigene hochfrequente Behandlungsfälle mit Kleinkindern (bis 5 Jahre), mit Kindern in der Latenz oder mit Jugendlichen. Die Supervisoren wechseln durch die Gruppen. Die Teilnehmer sind angehalten, für die bessere Planung der kasuistischen Gruppensupervisionen zu ihren Fallvorstellungen bei der Anmeldung bitte auch die wöchentliche Stundenfrequenz des Behandlungsfalles anzugeben. Auf Wunsch können zusätzlich Einzelsupervisionen vereinbart werden.
Neben regelmäßiger Möglichkeit zur Gruppen- und Einzelsupervision soll das Curriculum langfristig einen Überblick ermöglichen über:
- psychoanalytische Entwicklungspsychologie
- Säuglings- und Kleinkindbeobachtung
- Psychopathologie im Kindes- und Jugendalter (incl. psychiatrische Erkrankungen)
- Theorien zu neurotischen Fehlentwicklungen und anderen Entwicklungsstörungen im Kindes- und Jugendalter
- Technik der Erstinterviews
- Diagnostik und Indikation
- Technik der Elterngespräche
- Technik der Kinder- und Jugendlichen-Psychoanalyse
Geschichte der Silser Studienwoche
Das IPA-Exekutiv-Komitee hatte im Jahr 2003, einer Empfehlung des „Committee on Child and Adolescent Psychoanalysis“ (COCAP) folgend, qualifizierten Mitgliedern der SGPsa und der DPV im Rahmen der „Grand Parent Clause“ die Akkreditierung zu Kinder- und Jugendlichenanalytikern der IPA erteilt. Anders als in Österreich gab es in der SGPsa und in der DPV damals keine formalisierte Ausbildung zum IPA-anerkannten Kinder- und Jugendlichenanalytiker.
Während der Mitteleuropäischen Tagung in Potsdam, im Herbst 2004, hatte Dieter Bürgin (Basel) auf die Effizienz hochfrequenter Behandlungen, im Besonderen bei den in ihrer Entwicklung schwerer gestörten Kindern, aufmerksam gemacht und eine gemeinsame von den lokalen Aktivitäten der IPA-Zweiggesellschaften unabhängige Fortbildungswoche zur Kinderanalyse angeregt. In der ständigen Kommission „Integration Kinderanalyse“ der DPV wurde diese Anregung, anfangs unter der Leitung von Franziska Henningsen (Berlin) und später unter der Leitung von Angelika Staehle (Darmstadt / Frankfurt), aufgenommen und unterstützt. Die COCAP-Beauftragte für Deutschland, Renate Kelleter (Darmstadt), hat sich wegbereitend für Dieter Bürgins Idee einer länderübergreifenden, deutschsprachigen Fortbildungswoche engagiert und es verstanden interessierte IPA-Mitglieder immer wieder miteinander in Kontakt zu bringen.
Im Beisein der COCAP-Beauftragten für Europa, Terttu Eskelinen de Folch (Barcelona), wurde zum Jahresanfang 2006 in Zürich, am Rande des von der Zeitschrift KINDERANALYSE und von der René A. Spitz-Stiftung veranstalteten kinderanalytischen Symposiums „der anfang“, von den Länderbeauftragten der COCAP, Friedl Früh für Österreich, Renate Kelleter für Deutschland und Dieter Bürgin für die Schweiz, die gemeinsame Ausrichtung einer jährlichen Fortbildungswoche in Sils Maria vereinbart. Aus dem Gedanken, ein überregionales deutschsprachiges Curriculum für Kinder- und Jugendlichenanalyse zu schaffen, war ein lebendiges gemeinsames Projekt interessierter Kollegen aus Österreich, aus der Schweiz und aus Deutschland geworden.
Unter federführender Leitung von Dieter Bürgin, und zuletzt getragen v.a. vom Engagement der Kinderanalytikerinnen der Freiburger DPV-Gruppe, fand im Juni 2007 die 1. Silser Studienwoche zur Kinder- und Jugendlichenanalyse in Sils Maria in der Schweiz statt. Die Referenten waren Dieter Bürgin (Basel), Angelika Staehle (Darmstadt / Frankfurt), Renate Kelleter (Darmstadt), Kai von Klitzing (Leipzig) und Friedl Früh (Wien).